Copyright © 2020, Karl Klaban, Switzerland, Alle Rechte vorbehalten.
Die Geburtsstunde der Route 66 schlug am 11. November 1926: Es war dies ganz lapidar der Tag, an dem die
erste durchgehende Verbindung des amerikanischen Mittelwestens mit der Ziffer "66" versehen wurde. (Ost-
West-Verbindungen werden seit 1926 mit geraden, Nord-Süd-Verbindungen mit ungeraden Zahlen benannt.)
Die "66", zusammengesetzt aus alten Indianerpfaden, vielen Pisten und wenigen asphaltierten Strecken,
jahrelang nur bestehend aus Schotter, Ziegeln und Planken, wurde zur Lebensader der Nation, ein Stück
amerikanische Kultur. Daran konnten auch die Bürokraten nichts ändern, die vor Jahren ihr Ende beschlossen.
Als internationales Kultobjekt erlebt die "66" heute eine sagenhafte Wiederauferstehung. Und zu ihrem
Geburtstag feiern sie Fans in aller Welt.
Musiker-Größen wie Nat King Cole, Bing Crosby, Chuck Berry, Como, ja sogar die Rolling Stones gaben mit
einem Song der Strasse die Ehre:
" If you ever plan to motor west, travel my way; take the highway that's the best. Get your kicks on route 66! "
Doch nach wie vor überwiegt die Faszination der Suche nach dem Amerika von gestern. Die Juwelen der
Vergangenheit selbst aufzuspüren: Das macht den Reiz der Strasse aus.
Es gibt wohl keine andere Strasse, die Gedanken und Herzen so bewegte, zur Lebensader und zum Schicksal für
Millionen von Menschen wurde, wie die 66. Jetzt, im Jahr ihres 75. Geburtstags, auf dem Höhepunkt des Booms,
mischt sich Enthusiasmus mit Melancholie. Kein Zweifel, die Legende lebt, wenn auch sicherlich von Jahr zu
Jahr auf mehr Kommerz ausgerichtet. So drängt die Zeit. Denn: Wie lange noch wird man an der Strasse die
Relikte echter Vergangenheit finden? Wann wird das letzte Reklameschild abmontiert, das letzte Motel
abgerissen und die allerletzten Spuren eines entschwundenen Amerika verschwunden sein? Trotz aller 66-
Euphorie: Der Tod vieler Zeitzeugen, Diners und Relikte der Vergangenheit ist vorprogrammiert. Doch wer
heute die Augen offen hält, wird in versteckten Winkeln und einsamen, verwunschenen Orten noch "sein" oder
"ihr" Amerika von einst entdecken. So wird eine Reise über die Route 66 immer noch ein Abenteuer, eine
Zeitreise mit der Faszination eigenen Erlebens für all diejenigen bleiben, die es an der Ecke Michigan
Avenue/Jackson Boulevard in Chicago wagen, diesem grauen Asphaltband quer durch die USA bis an den
Pazifik zu folgen.