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Harley-Davidson 2004
VRSCA V-Rod
Seit 1979 bin ich begeisterter Biker und ab 2007
fahre ich nun meine Harley!
Ein Design, das die Wirkung dieses langen, flachen Hot-Rod-Bikes mit seinem
Gabelwinkel von 38 Grad, den 49 Millimetern Standrohren, dem 180er Hinterradreifen,
den Scheiben-Rädern und der geschwungenen Auspuffanlage noch intensiviert. Und
der dynamische 60 Grad Revolution V-Twin bringt das Gefühlsleben erst recht in
Wallung. Flüssigkeitsgekühlt und mit einer Benzineinspritzung versehen, sorgt er für
satten Vorschub in jeder Lebenslage. Das ideale Triebwerk für all jene, die der Meinung
sind, dass Leistung wieder zählt.
Merkmale
• Flüssigkeitsgekühlter 60-Grad-V-Twin-Motor mit 1130 ccm Hubraum
• Silbern verchromter Motor
• Im Hydroforming-Verfahren hergestellter Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen
• Rahmen pulverbeschichtet (Aluminium/Klarlack)
• 14-Liter-Tank unter dem Sitz
• Gabel 49 mm, 38-Grad Reckung
• Kühlerabdeckung mit zwei Lufteinlässen
• Aerodynamischer Freiflächen-Scheinwerfer
• Leichtmetallrahmung
• Scheibenrädern, vorne 19 und hinten 18 Zoll
• Radialreifen, hinten 180 mm
• Drei Scheibenbremsen
• Leergewicht 285 kg
• Beschleunigung 0-100 km/h 8.4 s
• Höchstgeschwindigkeit 220 km/h
Verbrauchsdaten
Kraftstoffverbrauch innerorts***:
7.6 - 7.6 l/100 km
Kraftstoffverbrauch ausserorts***:
4.8 - 5.0 l/100 km
Kraftstoffverbrauch kombiniert***:
5.8 - 5.9 l/100 km
CO2-Emissionen*** kombiniert: 136.0 - 139.0 g/km
Story
Mit der 117 PS starken V-Rod läutet Harley die Ära der wassergekühlten Revolution-Bikes ein.
Willie G. Davidson strahlte über das ganze Gesicht, als er endlich das schwarze Tuch, das die hochgeheime V-Rod verhüllte, mit einem Ruck wegzog. Die neugierigen
Blicke der Journalisten aus aller Welt mustern das jüngste Produkt aus dem Hause Harley-Davidson, die 17-köpfige Harley-Crew wiederum beobachtet gespannt die
Reaktionen der Zuschauer, die auf Anhieb positiv ausfallen. Kein Wunder, denn die neue V-Rod ist ein im Metalliclook gehaltenes Gesamtkunstwerk.
Stolz erzählt Willie G., dass die V-Rod, an der Harley-Davidson 1996 mit der Arbeit begann, der Höhepunkt in seinem Leben als Designer sei. 50 Jahre sind vergangen,
seitdem die Amerikaner ein Motorrad präsentierten, bei dem Motor und Fahrwerk komplett neu konzipiert wurden. Es war die 1951 vorgestellte Flathead K-Modell mit
Seitenventilmotor.
Der Vorstandsvorsitzende der Company, Jeff Bleustein, betonte: „Ich bin glücklich, dass der Tag nun endlich gekommen ist, an dem wir die V-Rod und damit das erste
Modell der neuen Familie VRSCA der Öffentlichkeit zeigen können.“ V steht für V-Twin, R für Racing, S für Street, C für Custom und das A ist die Bezeichnung für das
erste Mitglied dieser Familie, den Power-Cruiser V-Rod im Dragster-Design.
Das Herzstück der V-Rod ist ein wassergekühlter 60°-V-Twin mit 1130 Kubikzentimetern Hubraum und satten 117 PS. Die Weiterentwicklung der bekannten Evolution-
Engine (noch 45°-V2, Luftkühlung) nennt sich – eigentlich liegt es ja auf der Hand – Revolution-Engine. Das Triebwerk basiert auf dem VR-1000 Superbike Rennmotor,
der 1996 zu Porsche nach Weissach gebracht wurde mit dem Auftrag, daraus ein alltags- und straßentaugliches Produkt zu entwickeln, das jetzt in der neuen V-Rod für
den Antrieb sorgt.
Und überhaupt bietet der neue Revolution-Engine all das, was im modernen Motorenbau ganz normal ist, wie etwa zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen,
vier Ventile pro Zylinder oder eine bürstenlose Lichtmaschine.In den Zylindern des Power-Cruisers arbeiten geschmiedete Kolben, die das von einer elektronischen,
sequentiellen Kraftstoffeinspritzung erzeugte Benzin-Luftgemisch im Fallstrom ansaugen.
Die neue Nasssumpfölpumpe macht nun einen externen Öltank überflüssig. Bereits im unteren Drehzahlbereich beschleunigt der bärenstarke V2 wie eine Rakete und
erreicht mühelos eine Höchstgeschwindigkeit von rund 220 km/h. Das schöne jedoch ist, dass die V-Rod sich immer noch nach Harley anhört und trotz der Power nicht
aggressiv macht. Es ist nur beruhigend zu wissen, wenn’s mal pressiert, reicht ein souveräner Dreh am Gasgriff aus, um sich flott aus dem Staub zu machen.
So manchem Traditionalisten mag jetzt vor allem wegen der modernen Wasserkühlung mit ihren zwei Ventilatoren das Grauen packen – keine Angst! Jeff Bleustein hat
versprochen: „So lange es Benzin gibt, wird es auch luftgekühlte Harleymotoren geben“. Sein Wort in Gottes Ohr.Das neu entwickelte Fünfganggetriebe aus good old
Germany lässt sich kurz und knackig schalten, was wohl der Kombination aus gerade- und schrägverzahnten Gangrädern in der Schaltbox zu verdanken ist.
Ein Novum ist auch der silberfarbene Doppelschleifenstahlrohrrahmen mit verschraubten Unterzügen, der seine ungewöhnliche Form durch eine extreme Biegetechnik
erhielt, das so genannte Hydroforming-Verfahren.
Deshalb gibt es auch keine hässlichen Schweißnähte. 1713 Millimeter misst der gewaltige Radstand der V-Rod, die durch ihren flachen Lenkkopfwinkel (34 Grad) sowie
der mit 38 Grad montierten Gabel sehr niedrig baut und dadurch noch gestreckter wirkt.
Trotz dieser einem Dragster sehr ähnlichen Abmessungen bietet die V-Rod ein ausgesprochen gutes Handling. Allerdings bedarf es ein paar Eingewöhnungsrunden, bis
man den Trick raus hat.Wird die V-Rod nämlich wie ein „normales“ Motorrad um die Kurven gefahren, ist ein Nachkorrigieren am Kurvenausgang nötig. Diese Harley
will aus der Hüfte heraus, sozusagen mit dem Allerwertesten des Piloten, gefühlvoll ums Eck getrieben werden. Und das funktioniert prima, vor allem in lang
gezogenen Kurven.
Aber Achtung, die Schräglagenfreiheit ist bei einem Cruiser naturgemäß begrenzt und das Schmuckstück von 2-in-1-in-2-Auspuff sowie die Fussrasten setzen relativ
früh auf und das kann nicht nur optische Folgen haben. Um den Schwerpunkt zu senken und die Frischluftversorgung des V2 zu optimieren, haben die Amerikaner den
15-Liter-Benzintank unter den Sattel verbannt.
Der Tank selbst ist nur eine Attrappe, unter dem das Luftfiltergehäuse untergebracht ist. Die schwimmend gelagerte Doppelscheibenbremse vorn und die
Scheibenbremse hinten, beide mit Vierkolbensätteln, verzögern einwandfrei. Eine Augenweide sind die stahlummantelten Bremsleitungen.
Metall heisst das Zauberwort, dem die V-Rod das unverwechselbare Styling zu verdanken hat. Zahlreiche eloxierte Aluminiumteile, die Leichtmetallverkleidung wie
auch der metallische Silberton, die pulverbeschichteten Platin-Finish Flächen und natürlich die massiven Scheibenräder zählen zu den wichtigsten Zutaten von Willi G’s
neuem Designrezept.
Eine kräftige Doppelglühbirne im neuen Klarglasscheinwerfer sorgt für eine gute Ausleuchtung bei Nachtfahrten. Das kleine Chromcockpit ist auf der Lenkerkonsole
montiert und bietet die wichtigsten Infos auf einen Blick. Interessant ist das Selbstdiagnosesystem, das beim Einschalten der Zündung zum Einsatz kommt und die
Abfragemöglichkeit für Distanz und Benzinstand bei deaktivierter Zündung.
Die Sitzposition ist lässig und bequem, die Füsse ruhen weit vorn auf den Rasten. Fahrer, die kleiner als 170 Zentimeter sind, sollten sich aus dem Harley-Zubehörregal
ein kleines Polster für den tiefen Rücken holen, damit sie etwas weiter nach vorn geschoben werden. Der serienmässige Soziussitz sollte nur im Notfall benützt werden.
Wer längere Touren zu zweit fahren möchte, kann sich eine reisetaugliche Variante dazu kaufen.
Die Scheibenräder aus Leichtmetall sind mit dem sportlichen und gut haftenden Hightech-Radialreifen D 207 aus dem Hause Dunlop bestückt.
Fazit: Zweifelsohne ist die V-Rod die beste und innovativste Serien-Harley, die je gebaut wurde. In Sachen Styling haben sich Willi G. und seine Kollegen wieder einmal
selbst übertroffen.
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